Nackenschmerzen durch falsche Atmung? Von Anna Biester

 

Facts zur Atmung

Die Atmung ist ein automatischer Prozess, den unser Körper durchführt, um Sauerstoff aufzunehmen und Kohlendioxid abzugeben. Ein erwachsener Mensch atmet durchschnittlich 12-20 Mal pro Minute, wobei die Atmung je nach körperlicher Aktivität variieren kann.

Ein tiefer, regelmäßiger Atem ist für eine optimale Sauerstoffversorgung und Entgiftung unseres Körpers entscheidend. Ein flacher, oberflächlicher Atem kann jedoch zu einer Verspannung der Atemmuskulatur führen und den normalen Bewegungsablauf des Brustkorbs einschränken.

Atemhilfsmuskulatur

Die Atemhilfsmuskulatur, zu der auch die Muskeln im Nacken gehören, spielt eine wesentliche Rolle beim Atmungsprozess. Bei einer flachen Atmung oder einer gestörten Atmungsmuster können diese Muskeln übermäßig aktiviert werden.

Eine übermäßige Anspannung der Atemhilfsmuskulatur kann zu Verspannungen im Nacken und den Schultern führen, was wiederum Nackenschmerzen verursachen kann. Diese Verspannungen können chronisch werden, wenn sie nicht behandelt werden, und zu weiteren Problemen wie Kopfschmerzen und eingeschränkter Beweglichkeit des Nackens führen.

Vegetatives Nervensystem

Das vegetative Nervensystem ist für die Steuerung von lebenswichtigen Funktionen wie Atmung, Herzschlag und Verdauung verantwortlich. Es besteht aus dem sympathischen und parasympathischen Nervensystem.

Stress und Anspannung können das Gleichgewicht des vegetativen Nervensystems stören und zu einer übermäßigen Aktivierung des sympathischen Nervensystems führen, was als "Kampf-oder-Flucht"-Reaktion bekannt ist. Dies kann die Atemmuster beeinflussen und zu einer flachen, oberflächlichen Atmung führen.

Eine gestörte Atmung und eine übermäßige Aktivierung der Atemhilfsmuskulatur durch das vegetative Nervensystem können einen Teufelskreis aus Verspannungen und Schmerzen im Nacken und den Schultern erzeugen.

Osteopathische Behandlung

In der Osteopathie wird der Körper als eine Einheit betrachtet, bei der alle Strukturen miteinander verbunden sind. Bei der Behandlung von Nackenschmerzen durch gestörte Atmungsmuster und Verspannungen der Atemhilfsmuskulatur ist es wichtig, die zugrunde liegenden Ursachen zu identifizieren und zu behandeln.

Ein osteopathischer Ansatz kann helfen, die normale Atemmechanik wiederherzustellen, die Verspannungen der Atemhilfsmuskulatur zu lösen und das Gleichgewicht des vegetativen Nervensystems zu regulieren. Durch eine ganzheitliche Behandlung kann eine langfristige Linderung der Nackenschmerzen erreicht werden.

Hier sind einige Tipps, wie man die richtige Atmung üben und damit Nackenschmerzen vorbeugen oder lindern kann:

1. Bewusstes Atmen:
Sich Zeit nehmen, um tief und langsam durch die Nase einzuatmen und auszuatmen. Versuche, die Atmung in den Bauchraum zu lenken, anstatt flach und oberflächlich in die Brust zu atmen.

2. Zwerchfellatmung:
Die Zwerchfellatmung ist eine tiefe und effiziente Atmung, bei der das Zwerchfell, der Hauptatemmuskel, aktiviert wird. Lege eine Hand auf den Bauch und die andere Hand auf die Brust. Atme tief ein, sodass sich der Bauch hebt, während sich die Brust nur minimal bewegt. Atme langsam aus und lass den Bauch wieder sinken.

3. Entspannungstechniken:
Praktiken wie Yoga, Tai Chi oder progressive Muskelentspannung können helfen, die Atmung zu vertiefen und die Atemmuskulatur zu entspannen.

4. Haltung:
Achte auf deine Haltung, insbesondere auf die Position von Kopf und Nacken. Eine aufrechte Haltung fördert eine freie Atmung und vermindert die Belastung der Nackenmuskulatur.

5. Achtsamkeit und Entspannung:
Praktiken wie Meditation und Achtsamkeitsübungen können helfen, Stress und Anspannung abzubauen, das vegetative Nervensystem zu beruhigen und die Atmung zu vertiefen.