Der Begriff „Climbers Finger” beschreibt eine Gruppe von Beschwerden der Finger, die durch intensive Kletterbelastungen entstehen können. Eine der häufigsten Folgen sind Verletzungen der Ringbänder, insbesondere Ringbandrupturen. Diese können wiederholende Überlastung auftreten und zählen zu den spezifischen Verletzungen im Klettersport. In diesem Beitrag erfährst du, wie sich Ringbandverletzungen äußern, wie sie behandelt werden können und welche Präventionsmaßnahmen sinnvoll sind.
Anatomie - was sind Ringbänder?
Ringbänder sind stark beanspruchte Strukturen, die vor allem beim Aufstellen der Finger beim Klettern hohen Kräften ausgesetzt sind. Das Beugen der Finger erfolgt über zwei Muskeln im Unterarm, deren Sehnen die Bewegung auf die Fingergelenke übertragen. Die Ringbänder stabilisieren die Beugesehnen und halten diese in unmittelbarer Nähe zum Knochen. Mit Ausnahme des Daumens besitzt jeder Finger fünf Ringbänder (A1–A5). Besonders A2 und A4 tragen die Hauptlast – und sind deshalb am häufigsten von Überlastungen oder Rissen betroffen.
Ringbandverletzungen - Überblick
Ringbandverletzungen reichen von Zerrungen bis hin zu kompletten Rupturen mehrerer Bänder in einem Finger. Der Schweregrad bestimmt die geeignete Therapie – meist ist eine konservative Behandlung ausreichend.
Typische Symptome
- Lokaler Schmerz im betroffenen Finger
- Schwellung und eingeschränkte Beweglichkeit
- Typisches „Plopp-Geräusch“ beim Reißen des Bandes
- Bowstringing: sichtbarer Abstand zwischen Sehne und Knochen beim Beugen
- Bei schweren Verletzungen: Fehlstellungen oder Funktionsverlust
Diagnostik:
- Abtasten durch erfahrene Therapeutinnen oder Therapeuten
- Messung des Sehnenabstands per Schiebelehre oder Ultraschall
- Unterscheidung zwischen Zerrung, Teilruptur, kompletter Ruptur
- Schnelle fachärztliche oder therapeutische Abklärung bei Verdacht
Wichtig: Nicht selbst herumprobieren – falsche Belastung kann die Heilung verzögern oder bleibende Schäden verursachen.
Osteopathischer Behandlungsansatz
Osteopathische Behandlungen können helfen, Schmerzen zu lindern, Beweglichkeit zu verbessern und die Heilung zu fördern. Im Fokus stehen:
- Behandlung von Faszien, Sehnen und Bandstrukturen
- Mobilisation von Gelenken der Finger und Handwurzelknochen
- Lösen von Triggerpunkten
- Verbesserung des lymphatischen Abflusses und der Durchblutung
- Anleitung zum richtigen Tapen der Finger
Prävention – so beugst du vor
- Gründlich auf- und abwärmen
- Auf Körpersignale achten – nicht müde oder krank klettern
- Übertraining vermeiden und genügend Regenerationszeit einplanen
- Trainingsvolumen behutsam steigern – Bänder und Sehnen passen sich langsamer an als Muskeln
- Kein prophylaktisches Tapen – nur im Falle einer bestehenden Verletzung
Fazit
Ringbandverletzungen benötigen relativ lange, um auszuheilen. Es ist wichtig, eine Balance zwischen Schonung der Bandstrukturen und angemessenen Belastungsreizen zu finden. Osteopath:innen können Kletternde dabei unterstützen, indem sie Verletzungen einschätzen, manuelle und Bewegungstherapien anwenden sowie Tipps zur Prävention und zum Umgang mit Verletzungen geben. So können sie nicht nur zur Heilung beitragen, sondern auch dabei helfen, den Klettersport langfristig und gesund auszuüben.
