Atmung: Einfluss auf Regeneration, Schmerzfreiheit und Leistung - von Daniel Randzio

 

Die zentrale Rolle der Atmung für die Gesundheit

Die Qualität unserer Atmung ist entscheidend für die Aufrechterhaltung der Homöostase – also des inneren Gleichgewichts unseres Körpers. Eine funktionierende Atmung beeinflusst nicht nur die Lunge, sondern auch das kardiovaskuläre System, das Lymphsystem und den Bewegungsapparat. Besonders bei chronischen Rücken- oder Nackenschmerzen kann die Behebung respiratorischer Dysfunktionen wesentlich zur Behandlung beitragen. Durch die Wiederherstellung einer funktionellen Atmung lassen sich Bewegungsabläufe und Körperhaltung normalisieren, was wiederum Schmerzen lindert und die Genesung fördert.

Nase statt Mund: Schutz und Immunabwehr

Die Nasenatmung spielt eine wichtige Rolle: Sie reinigt und erwärmt die Atemluft, was den Erhalt der Schleimhäute unterstützt und das Immunsystem stärkt. Im Gegensatz zur Mundatmung, die oft bei Atemproblemen oder Stress auftritt, bietet die Nasenatmung einen natürlichen Schutz gegen Erreger und trägt zur optimalen Sauerstoffaufnahme bei.

Bewusste Atmung als Werkzeug zur Selbstregulation

Bewusste Atmung kann dabei helfen, emotionale Zustände zu regulieren. Durch gezielte Modulation der Atmung können negative Gefühle wie Angst, Trauer oder Wut reduziert und positive Emotionen wie Freude und innere Ruhe gefördert werden. Das wirkt sich direkt auf das autonome Nervensystem aus, das Herzschlag, Verdauung und Stressreaktionen kontrolliert. Durch gezielte Atemübungen lässt sich die parasympathische Aktivität erhöhen, was die Wiederherstellung der Funktionen in gestressten Körpersystemen unterstützt.

Stressreduktion durch Atmung

Besonders bei Stress spielt die Atmung eine entscheidende Rolle: Schnelle, flache Atmung ist typisch bei Stress und Angst und kann den Körper in einen Zustand erhöhter Anspannung versetzen. Durch bewusste Atemtechniken, wie langsames, tiefes Atmen oder die sogenannte 4-7-8-Atmung, kann man den Parasympathikus aktivieren und so den Stresspegel deutlich senken. Diese Techniken helfen, das Nervensystem zu beruhigen, den Herzschlag zu verlangsamen und den Geist zu entspannen. Regelmäßiges Atemtraining kann somit eine wirksame Methode sein, um akuten Stress abzubauen und langfristig die Resilienz gegenüber Belastungen zu erhöhen.

Einige Atemtechniken für Gesundheit und Leistung

  • Langsames Atmen: In einer stabilen, entspannten und aufrechten Sitzposition 5 Minuten lang langsam und gleichmäßig ein- und ausatmen, wobei die Ausatmung doppelt so lang ist wie die Einatmung. Diese Technik reduziert Stress, aktiviert den Vagusnerv und fördert die Entspannung – ideal für Regeneration und bei Einschlafstörungen.
  • 4-7-8-Atmung: Diese spezielle Atemtechnik, bei der man vier Sekunden einatmet, sieben Sekunden die Luft anhält und acht Sekunden ausatmet, wirkt besonders beruhigend. Sie hilft, den Geist zu entspannen, den Herzschlag zu verlangsamen und den Parasympathikus zu aktivieren – ideal vor dem Schlafengehen oder bei Stress.
  • Box Breathing: Die Methode besteht aus vier gleich langen Atemphasen: Atme ein, halte die Luft an, atme aus, halte die Luft an – und zwar jeweils über vier Sekunden. Box Breathing hilft dir, dich zu fokussieren, und senkt den Cortisolspiegel. Es ist also ein gutes Mittel, um im Alltag oder im Wettkampf Stress zu reduzieren.
  • Atem anhalten (Breath Holding, BH): Training unter Sauerstoffmangel kann langfristig die Leistungsfähigkeit verbessern, insbesondere bei Sprint- oder Hochleistungssportarten.
  • Wechsel- und einseitige Nasenatmung: Diese Techniken aus dem Yoga beeinflussen das autonome Nervensystem gezielt und können aktivierend oder beruhigend wirken.

 

Osteopathie und Atmung

 

Osteopathische Techniken können gezielt die Beweglichkeit von Brustkorb, Wirbelsäule und Zwerchfell verbessern und dadurch die Atemfunktion unterstützen. Zu den zentralen Methoden gehören:

  • Mobilisierung und Lösen von Blockaden an der Brustwirbelsäule und den Rippen
  • Fasziale und Mobilisationstechniken am Zwerchfell
  • Behandlung der Atemhilfsmuskulatur und Korrektur faszialer Spannungen

Die Anwendung osteopathischer Techniken wird besonders bei funktionellen Atembeschwerden, Asthma, chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD), nach Infekten der Atemwege oder stressbedingten Atemproblemen empfohlen und stellt eine sinnvolle Ergänzung zur klassischen Atemtherapie dar. Dabei werden die Strukturen, die an der Atmung beteiligt sind, entlastet und aufeinander abgestimmt, damit Patient:innen effizienter und freier atmen können.