Wenn der Darm den Rücken belastet - von Anna Thaysen

Wie Verdauungsprobleme Rückenschmerzen auslösen können

Viele Menschen leiden regelmäßig unter Rückenschmerzen – besonders im Bereich der Lenden- oder Brustwirbelsäule. Gleichzeitig klagen viele über Verdauungsprobleme wie Blähungen, Völlegefühl oder Reizdarmbeschwerden.
Was viele nicht wissen: Diese Beschwerden hängen häufig zusammen.

 

Der Darm als unterschätzter Einflussfaktor

Der Darm ist nicht nur ein Verdauungsorgan, sondern ein komplexes System, das über Nerven, Faszien und Bänder eng mit der Wirbelsäule verbunden ist.
An den Aufhängungen des Darms (z. B. Mesenterien, Ligamentum phrenicocolicum) ziehen Faszien bis zum Zwerchfell, zur Lendenwirbelsäule und in die Beckenregion.

 


Wenn Spannungen, Verklebungen oder funktionelle Einschränkungen entstehen – etwa durch Reizdarm, chronische Verstopfung oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten – kann das mechanische Zugkräfte auf die Wirbelsäule ausüben.

Auch über das vegetative Nervensystem besteht eine enge Verbindung:

  • Der Sympathikus steuert weite Teile der Verdauung.

  • Der Vagusnerv verbindet Gehirn, Zwerchfell, Magen und Darm miteinander.

Kommt es zu einer Dysbalance – etwa durch Stress, schlechte Ernährung oder Bewegungsmangel – reagiert nicht nur der Darm empfindlich, sondern auch die Rückenmuskulatur.

 

Studien bestätigen die Verbindung

Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Verdauungsprobleme Rückenschmerzen begünstigen können:

  • Eine Studie der University of Leeds (2019) zeigte, dass Menschen mit Reizdarmsyndrom deutlich häufiger unter chronischen Rückenschmerzen leiden.

  • Forscher der Harvard Medical School (2020) fanden, dass eine gestörte Darmmikrobiota die Muskel- und Gelenkempfindlichkeit erhöhen kann.

  • In der osteopathischen Literatur wird beschrieben, dass eingeschränkte Beweglichkeit von Darm oder Zwerchfell zu Beschwerden in LWS und BWS führen kann.

Typische Symptome

Wenn der Darm den Rücken beeinflusst, treten häufig folgende Anzeichen auf:

  • Rückenschmerzen, die nach dem Essen stärker werden

  • Druckgefühl oder Spannung unter dem Rippenbogen

  • Schmerzen in LWS oder BWS ohne klare orthopädische Ursache

  • Häufiges Völlegefühl, Blähungen oder wechselnde Verdauung

  • Einschränkungen beim Drehen, tiefen Einatmen oder Bücken

Was du selbst tun kannst

  1. Beobachte Zusammenhänge: Verstärken sich deine Rückenschmerzen nach Mahlzeiten oder bei Verdauungsproblemen?

  2. Bewegung einbauen: Regelmäßige Bewegung und bewusste Atmung unterstützen die Darmmobilität.

  3. Stress reduzieren: Das vegetative Nervensystem reagiert empfindlich auf Dauerstress – und damit auch die Verdauung.

  4. Ernährung prüfen: Ballaststoffarme Kost, zu viel Zucker oder stark verarbeitete Lebensmittel können die Darmflora stören.

Wie Osteopathie helfen kann

In der osteopathischen Behandlung schauen wir nicht nur auf Wirbelsäule, Gelenke und Muskeln, sondern beziehen auch die inneren Organe und das Nervensystem mit ein. Die viszerale Osteopathie untersucht, wie Darm, Magen, Leber, Zwerchfell und Wirbelsäule zusammenarbeiten und welche Spannungen oder funktionellen Einschränkungen bestehen. Auch das vegetative Nervensystem wird berücksichtigt, da es eine zentrale Rolle für Rückenschmerzen, Verdauung und Organfunktion spielt.

 

Auf Basis dieser Untersuchung kann der Darm mobilisiert werden. Spannungen, die über Faszienketten auf Rücken, Becken und Wirbelsäule wirken, werden so gelöst. Gleichzeitig unterstützt die Behandlung des Nervensystems die Regulation von Verdauung und Muskeltonus.
Das Ergebnis: Die Rückenmuskulatur entspannt sich, die Organfunktion wird unterstützt und viele spüren eine deutliche Schmerzlinderung und mehr Wohlbefinden.

 

Fazit

Rücken und Darm arbeiten enger zusammen, als viele denken. Verdauungsprobleme können Rückenschmerzen nicht nur begleiten, sondern mitverursachen. Osteopathie kann gezielt helfen, die Zusammenhänge zwischen Organen, Faszien, Wirbelsäule und Nervensystem zu erkennen und zu behandeln, für mehr Beweglichkeit, weniger Schmerzen und ein besseres Körpergefühl.