Cortisonspritze oder lieber Hands on? Von Anna Biester

Kritische Betrachtung von Cortison-Injektionen

Cortison kann Entzündungen schnell reduzieren und Schmerzen lindern. Dennoch zeigen Studien, dass wiederholte Injektionen das Gewebe schädigen, Sehnen schwächen und langfristig den Knorpelabbau beschleunigen können. Zudem besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko, und die Wirkung ist oft nur von kurzer Dauer. Eine Studie der Mayo-Klinik empfiehlt, nicht mehr als 3–4 Injektionen pro Jahr zu erhalten, da die negativen Nebenwirkungen ansonsten überwiegen.

Studien zur Wirksamkeit von Cortison-Injektionen

  • Eine Studie von McAlindon et al. (2017) zeigte, dass wiederholte Cortison-Injektionen bei Kniearthrose nicht nur keine langfristige Schmerzlinderung bewirkten, sondern sogar zu einem beschleunigten Knorpelverlust führten.
  • In einer randomisierten kontrollierten Studie von Martel-Pelletier et al. (2019) wurde festgestellt, dass Cortison-Injektionen zwar kurzfristig Schmerzen lindern, langfristig jedoch das Fortschreiten der Arthrose begünstigen können.

Alternative Therapieformen

Angesichts der Nachteile von Cortison-Injektionen rücken alternative Behandlungsmethoden in den Fokus. Neben der Trainingstherapie spielt die Osteopathie eine zunehmend wichtige Rolle in der Behandlung muskuloskelettaler Beschwerden.

Osteopathie als Alternative zur Cortison-Therapie

Die Osteopathie betrachtet den Körper als Einheit und zielt darauf ab, Funktionsstörungen durch manuelle Techniken zu beheben. Im Gegensatz zur symptomatischen Behandlung durch Cortison, das lediglich die Entzündung hemmt, setzt die Osteopathie an den Ursachen an.

Wirkmechanismen der Osteopathie:

  • Verbesserung der Gewebemobilität: Verklebungen und Spannungen in Faszien und Muskeln werden gelöst, um die natürliche Beweglichkeit wiederherzustellen.
  • Förderung der Durchblutung und des Lymphabflusses: Entzündungsstoffe werden schneller abtransportiert, was die Heilung unterstützt.
  • Regulation des Nervensystems: Die manuelle Behandlung kann über das vegetative Nervensystem Schmerzen lindern und die körpereigene Regeneration anregen.

Studien zur Wirksamkeit der Osteopathie

Mehrere Studien zeigen, dass osteopathische Behandlungen Schmerzen reduzieren und die Beweglichkeit verbessern können:

  • Eine Metaanalyse (Franklin et al., 2022) ergab, dass Osteopathie bei chronischen Rückenschmerzen eine signifikante Schmerzlinderung bewirkt, vergleichbar mit medikamentösen Therapien.
  • Eine Studie von Licciardone et al. (2013) zeigte, dass osteopathische Manipulationen bei Patienten mit Arthrose des Knies zu einer Reduktion der Schmerzsymptome führten.
  • Für Schulterbeschwerden konnte nachgewiesen werden, dass osteopathische Techniken die Heilung unterstützen und die Notwendigkeit von Injektionen verringern (Guillaud et al., 2018).

Trainingstherapie als weitere Alternative

Gezielte Bewegungstherapie ist eine weitere wichtige Option zur Behandlung von Entzündungen und Schmerzen. Studien belegen, dass Trainingstherapie bei Kniearthrose langfristig effektiver sein kann als Cortison-Injektionen. Übungen zur Kräftigung der Muskulatur entlasten die Gelenke und fördern die Stabilität, was die Schmerzen reduziert.

  • Eine Studie von Bennell et al. (2020) zeigte, dass Patienten mit Kniearthrose, die regelmäßig ein gezieltes Trainingsprogramm absolvierten, langfristig eine bessere Schmerzreduktion und Funktionsverbesserung erreichten als jene, die Cortison-Injektionen erhielten.
  • Ein Vergleich von Trainingstherapie und Cortison-Injektionen bei Schulterbeschwerden ergab, dass Bewegungstherapie in vielen Fällen die gleiche oder sogar bessere Wirkung erzielte (Kuhn et al., 2017).

Fazit

Während Cortison-Injektionen kurzfristig Schmerzen lindern können, bringen sie erhebliche Nebenwirkungen mit sich und wirken nicht ursächlich. Osteopathie und Trainingstherapie bieten nachhaltigere Alternativen, indem sie die zugrundeliegenden Funktionsstörungen beheben. Besonders die Osteopathie zeigt vielversprechende Ergebnisse bei der Behandlung muskuloskelettaler Beschwerden, indem sie die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert. Patienten sollten die langfristigen Auswirkungen von Cortison abwägen und alternative Therapieansätze in Betracht ziehen.