Ist dein Kiefer schuld an den chronischen Nackenverspannungen? Von Catharina Nicolodelli

Fast jeder Fünfte hat mit Funktionsstörungen des Kiefergelenks zu tun, die man auch als Cranio-Mandibuläre-Dysfunktion (CMD) bezeichnet. Die Symptome können dabei ganz unterschiedlich ausfallen, teilweise gibt es auf den ersten Blick auch keinen direkten Zusammenhang mit dem Kiefer.

 

Wie äußert sich die Dysfunktion des Kiefers?

 

Einfach gesagt liegt eine Störung im Zusammenspiel von Ober- und Unterkiefer, Kiefergelenk, Kaumuskulatur und Schädelknochen vor.

 

Zu den klassischen Symptomen zählen eine eingeschränkte Mundöffnung, Schmerzen oder Geräusche wie Reiben oder Knacken beim Mundöffnen oder -schließen, Zahnschmerzen, Druckschmerz am Gelenk oder nächtliches Knirschen oder Pressen.

 

Da der Kiefer direkt mit der Muskulatur von Nacken und Wirbelsäule in Verbindung steht und sich die Verspannung so übertragen kann, kann eine Fehlstellung weitreichende Folgen haben. 

 

Diese Beschwerden werden oft nicht direkt mit dem Kiefer in Verbindung gebracht werden:

 

- häufig morgendlicher stechender, (Spannungs-) Kopfschmerz

- Migräne

- Schwindel

- Ohrenschmerzen/-geräusche wie Tinnitus

- Sehstörungen, z.B. Flimmern, Doppelbilder, Lichtempfindlichkeit

- Nacken-/Schulter-/Rückenschmerzen, Beckenschiefstand

- Schluckbeschwerden, Kloßgefühl im Hals

 

Wie kommt es zu Störungen der Kiefergelenksfunktion?

Meistens liegt die Ursache in einer Fehlstellung der Zähne oder des Kiefers, die durch zahnchirurgische Eingriffe wie Brücken oder Kronen, Zahnverlust oder Zähneknirschen hervorgerufen werden können. 

 

Die Zähne greifen dann nicht optimal ineinander. Infolgedessen kommt es durch die überlastete Kaumuskulatur zu einer Fehlbelastung des Kiefers. Langfristig wird das Kiefergelenk abgenutzt und geschädigt. Daher ist eine frühzeitige Behandlung wichtig.

 

Wie wird eine CMD behandelt?

Für die Behandlung einer CMD gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zunächst werden bei einer zahnärztlichen Untersuchung die beteiligten Strukturen untersucht, der Kiefer vermessen und ein Abdruck erstellt, um eine Aufbissschiene anzufertigen, die den fehlerhaften Biss und Haltung korrigieren soll. Diese schützt die Zähne in der Nacht auch vor Abrieb durch Knirschen.

Eine zusätzliche manuelle Behandlung kann gerade bei starken Verspannungen im Bereich der Kaumuskulatur, des Nackens oder Rückens sinnvoll sein. Gerade bei langanhaltender Dysfunktion des Kiefers ist oft eine Schonhaltung am Körper zu sehen.  In der Physiotherapie gibt es speziell ausgebildete „CMD-TherapeutInnen“, die mithilfe manueller Techniken Verspannungen lösen und geben Übungen zur Selbstbehandlung mit.

Weitere Tipps und Tricks...

Des Weiteren kann Wärme, z.B. durch eine Rotlichtlampe, helfen, die Muskelspannung zu lösen. Wichtig ist auch, den Kiefer tagsüber möglichst locker zu lassen, d.h. Lippen geschlossen und dass sich die Zähne außer beim Essen nicht berühren. Um die Kaumuskulatur zu entlasten, sollte auf harte Lebensmittel und Kaugummi verzichtet werden.

Als Selbsttest für zuhause dient der Dorrance-Test: Öffne dafür den Mund maximal. Ist die Mundöffnung drei Fingerknöchel (Zeige-, Mittel- und Ringfinger) breit? Wenn nicht, ist das ein Hinweis auf eine angespannte Kaumuskulatur und eine CMD. Lass dich dazu gerne bei deiner Zahnärztin/arzt oder TherapeutIn beraten.