Long-Covid aus osteopathischer Sicht - von Catharina Nicolodelli

Was ist „Long-Covid“?

Eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 kann neben der akuten Infektion auch langanhaltende Beschwerden auslösen.

Im Akutstadium der Infektion kommt es häufig zu typischen Erkältungssymptomen, in schwerwiegenderen Fällen aber auch zu Lungenentzündungen oder gar lebensgefährlichen Komplikationen wie einer Embolie. Das liegt daran, dass das Virus Rezeptoren befällt, die im ganzen Körper vorkommen.

Kommt es zu anhaltenden Beschwerden, d.h. drei Monate oder länger, spricht man von „Long-Covid“. Hierbei kommt es zu verschiedensten Symptomen, am häufigsten leiden die Patient:innen an einer ausgeprägten Fatigue (Erschöpfung) schon nach geringer Belastung, Konzentrationsstörungen („brain fog“), Kurzatmigkeit, Schwindel, Schlafstörungen oder Herzrasen. Teilweise sind die Symptome so stark ausgeprägt, dass sie nicht mehr arbeitsfähig sind.

 

Wie kommt es zu Long-Covid und was hat die Lymphe damit zu tun?

Wie genau Long-Covid entsteht ist noch nicht abschließend geklärt. Eine Theorie geht von einer Stauung im Lymphsystem mit folglich stark reduziertem Stoffwechsel aus. Durch den trägen Stoffwechsel kommt es zu einer Ansammlung von Toxinen und Mikroentzündungen im Bereich des ZNS (zentrales Nervensystem) und den typischen Symptomen wie der Erschöpfung.

Die Lymphe ist eine Körperflüssigkeit, die aus Wasser, Proteinen und Fetten besteht und eine entgiftende Funktion hat. Sie zirkuliert im sog. Zwischenzellraum in den Lymphgefäßen. Jede Zelle produziert durch ihre Funktion auch Abfallprodukte, diese landen im Zwischenzellraum und werden über Lymphbahnen zurück zu den venösen Blutgefäßen geleitet. 

Welche therapeutischen Möglichkeiten gibt es?

Um den Stoffwechsel wieder anzutreiben, gibt es verschiedene therapeutische Möglichkeiten. Die Osteopathie legt den Fokus in der Behandlung auf die Lymphe und den Thorax, da hier die Hauptlymphgefäße liegen. Häufig findet man in diesem Bereich auch Blockaden und erhöhte Spannung der Muskeln und Faszien, die den Lymphabfluss zusätzlich stören und behandelt werden sollen. Osteopathische Pumptechniken sollen den Lymphfluss erhöhen und so den Abtransport von Toxinen anregen. 

Daneben fördert die klassische Lymphdrainage der Physiotherapie ebenso den Abfluss der Lymphe durch manuelle Techniken. Übungen zur Mobilisation der Brustwirbelsäule oder Atemübungen können zusätzlich unterstützend sein.

Die TCM (traditionell chinesische Medizin) konzentriert sich in der Behandlung u.a. auf eine Schwäche des Qi (Lebensenergie) oder eine Stase (Stauung) einzelner Systeme. Hier können bspw. mithilfe von Akupunktur die Ausscheidungs- und Entgiftungsorgane Leber und Nieren aktiviert werden.