Hat es sich ausgehüpft? Von Anna Biester

Das Patella-Spitzen-Syndrom, auch als Jumpers Knee bekannt, ist eine häufige Erkrankung, welche Schmerzen im Bereich der Vorderseite des Knies verursacht. Es betrifft vor allem sportlich aktive Menschen, insbesondere LäuferInnen und RadfahrerInnen.

 

Beim Patella-Spitzen-Syndrom liegt eine Knochenansatz-Reizung der Patellasehne vor. Die Patellasehne bettet die Patella (Kniescheibe) ein und verbindet den Oberschenkelknochen mit dem Schienbein. Ihre vorrangige Aufgabe ist die Kraftübertragung von dem Ober- auf den Unterschenkel, das Strecken des Knies und die Beugung in der Hüfte. Durch eine Über- beziehungsweise Fehlbelastung kann es zu einer Knochenansatz-Reizung der Patellasehne kommen, welche dann mit Schmerzen oberhalb oder unterhalb des Knies einhergeht. Man unterscheidet zwischen einer Überreizung an der Patellaspitze (Jumpers knee) und einer Überreizung am unteren Ende der Patellasehne. Zweiteres kann bei Kindern und Jugendlichen in der Wachstumsphase auftreten und nennt sich „Morbus Osgood Schlatter“.

 

Wie entsteht das Jumpers knee?

 

Die genauen Ursachen für das Patella-Spitzen-Syndrom sind nicht vollständig geklärt, jedoch spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Zu den Risikofaktoren gehören muskuläre Dysbalancen, insbesondere eine Schwäche oder ein Ungleichgewicht der Oberschenkelmuskulatur. Neben der Dysbalance kann auch eine verminderte Elastizität des vorderen Oberschenkelmuskels eine Ursache für die Entstehung des Jumpers Knee sein. In den meisten Fällen verbringen wir zu viel Zeit in der sitzenden Position, welches die Elastizität des Hüftbeugers und des vorderen Oberschenkelmuskels vermindern kann. Die verminderte Elastizität kann eine Einklemmung zwischen den einzelnen Oberschenkelmuskeln begünstigen, welche die Zugbelastung auf die Patellasehne erhöhen kann. Ebenfalls kann eine ungünstige Biomechanik des Beins, wie X-Beine, das Syndrom begünstigen. Überlastung durch wiederholende Bewegungen (Zug- und Druckbelastungen), schlecht sitzende Schuhe, unzureichende Aufwärmübungen, eine fehlerhafte Haltung und eine plötzliche Steigerung der Trainingsintensität können eine Rolle in der Entstehung des Jumpers knee spielen.

 

Welche Symptome macht das Jumpers Knee?

 

Die Symptome des Patella-Spitzen-Syndroms äußern sich in Schmerzen und einem dumpfen Druckgefühl um die Kniescheibe herum. Die Schmerzen können beim Treppensteigen, Hocken, Springen oder langem Sitzen verstärkt auftreten. Manchmal kann es auch zu leichten Schwellungen oder einem Knirschen im Kniegelenk kommen.  Oft berichten Patienten von einem vermehrten Instabilitätsgefühl im Knie. Beschrieben wird ein „wegbrechen“ des Beins in Bewegung.

 

Und nun?

 

Die Behandlung des Patella-Spitzen-Syndroms konzentriert sich in der Regel auf einen konservativen Behandlungsansatz. Die Belastung sollte zunächst reduziert werden und akut können Salben oder entzündungshemmende Medikamente zum Einsatz kommen. Im Vordergrund der Behandlung sollte allerdings der Ausgleich der muskulären Dysbalancen stehen. Durch myofasziale Behandlungen, wie sie in der Osteopathie und Physiotherapie Anwendung finden, können diese Dysbalancen ausgeglichen werden. Eine Fehlstellung der Hüfte oder des Beckens, welche für das Jumpers knee verantwortlich sein können, kann durch eine osteopathische Intervention korrigiert werden. Ebenso kann die Behandlung der verminderten Elastizität des Oberschenkelmuskels (M. Rectus Femoris) Abhilfe bringen. Dadurch wird gleichzeitig die Bewegungsamplitude (Range of Motion) der Beinstreckung erhöht und die Zugbelastung auf das Knie vermindert. Außerdem resultiert das Jumpers Knee oft aus einem Einklemmungsphänomen zwischen den einzelnen Muskeln des vorderen Oberschenkels (M. Rectus femoris-M.vasti). Diese Einklemmung kann durch gezielte osteopathische Behandlungsgriffe gelöst werden.

 

Des Weiteren ist es sinnvoll gezielte Haltungsübungen und Krafttraining auszuüben, um das Knie und die Kniescheibe im Training korrekt zu belasten. Durch diese Übungen kann die Biomechanik des Beins nachhaltig verbessert werden. Bei anhaltenden oder schweren Fällen kann jedoch eine ärztliche oder orthopädische Intervention erforderlich sein.