Bei dir piept's wohl - steckt ein Tinnitus dahinter? Von Anna Biester

Der Tinnitus (lateinisch „tinnire“= klingeln) ist eines der häufigsten Symptome in der Ohrenheilkunde. Ein Tinnitus ist die Wahrnehmung von Geräuschen ohne akustische Reize. Diese Geräusche werden meist als Pfeifen, Brummen oder Klingeln wahrgenommen und können ein- oder beidseitig auftreten. Außerdem kann der Tinnitus als intermittierend, pulsierend oder konstant wahrgenommen werden. Rund 15% der Gesamtbevölkerung leidet unter einem Tinnitus und circa 1% ist von diesem in der Lebensqualität erheblich eingeschränkt. Die Prävalenz des Tinnitus nimmt im Alter stetig zu und erreicht zwischen dem 60. und 69. Lebensjahr ihren Höhepunkt. Außerdem sind Männer häufiger betroffen als Frauen.

 

Welche Tinnitus-Arten gibt es?

 

Zwei verschiedene Arten des Tinnitus sind definiert: der subjektive und der objektive Tinnitus. Ein objektiver Tinnitus liegt vor, wenn reale Geräusche gehört werden, beispielsweise Muskelkontraktionen der Muskulatur oder Strömungsgeräusche der Blutgefäße. Der häufiger auftretende subjektive Tinnitus kann auf unterschiedlichen Ursachen beruhen. In den meisten Fällen wird dieser durch einen Hörverlust und am zweithäufigsten durch somatosensorische Störungen ausgelöst. Weitere Ursachen können Störungen der Halswirbelsäule (HWS), Infektionen (bakteriell/viral) oder Autoimmunerkrankungen sein. Ein Tinnitus steht oft im Zusammenhang mit Stress, Schlafstörungen, Angst und Depressionen. Außerdem können diese Symptomatiken zu einer erheblichen Belastung und Einschränkung der Lebensqualität führen. 

 

Wie ensteht das Piepen im Ohr?

 

Ein Tinnitus kann diversen Einflüssen unterliegen und somit gibt es unterschiedliche Erklärungsmodelle für die Entstehung eines Tinnitus. Obwohl die Pathophysiologie unvollständig erforscht ist, gehen WissenschaftlerInnen davon aus, dass ein Tinnitus meistens mit einer Überstimulierung des Nervensystems als Reaktion auf einen Hörverlust zurückzuführen ist. Durch eine Schädigung im Innenohr erhält der Teil unseres Gehirns, der für das Hören zuständig ist, über Nervenstränge verminderte auditorische Informationen von dem Hörorgan. Dieser Teil des Gehirns versucht diesen verminderten Input mit Verstärkungsmechanismen auszugleichen, wodurch es zu einer Tinnitus Wahrnehmung kommen kann. Es gibt noch weitere Nervenbahnen in unserm Hirnstamm, welche mit der Hörbahn verschaltet sind und diesen Verstärkungsmechanismus auslösen können. Der Hirnstamm liegt in direkter anatomischer Verbindung zu unserer Halswirbelsäule, daher können Muskelspannungen im Bereich der Halswirbelsäule einen Tinnitus auslösen. Darüber hinaus ist die Prävalenz an einem Tinnitus zu erkranken acht mal höher bei Patienten mit Funktionsstörung im Bereich des Kiefergelenks. Das gilt ebenfalls über Patienten, die unter Verspannungen und Schmerzen am Nacken leiden.

 

Osteopathische Behandlungen können den Tinnitus verringern

 

In der Schulmedizin wird ein Tinnitus, ähnlich wie bei einem akuten Hörsturz, mit hochdosiertem Cortison behandelt. Osteopathische oder physiotherapeutische Behandlungen werden meistens begleitend von ÄrztInnen empfohlen. Aktuelle Studien zeigen, dass osteopathische Behandlungen einen Tinnitus relevant vermindern können. In der Behandlung können Muskelspannungen, Blockaden und Faszien mit gezielten osteopathischen Handgriffen gelöst werden. Auch ein verspannter Kiefer und eine Blockade in der Hals-/Brustwirbelsäule können einen Tinnitus auslösen, weshalb diese Strukturen in der Tinnitustherapie oft behandelt werden. Die Behandlung des Tinnitus  sollte multimodal stattfinden. Die Auslöser, wie ein hohes Stresslevel oder ein Schlafmangel, sollten miteinbezogen werden.